Initiative 2000plus in Bayern

Hintergrund

FGE (Frequently Given Excuses)

Seit Mitte der 70er Jahre gibt es Papier und somit Schulhefte aus Altpapier. Anfangs waren diese Recyclinghefte recht grau und teilweise auch richtig rauh. Aus dieser Zeit stammen wohl noch viele Einwände und Vorurteile gegen diese ökologische Papiervariante - viele würden sich von selbst erledigen, würden sich die Leute nur mit Heften und anderen Produkten in Recyclingausführung etwas beschäftigen.

Schon 1981 hatte die Bundesanstalt für Materialprüfung in Berlin in verschiedenen Tests Recyclingpapier mit Frischfaserpapier verglichen und festgestellt: 'Recyclingpapiere eigneten sich grundsätzlich ebenso wie die weißen Vergleichspapiere für die untersuchten Einsatzzwecke'. 1995 kam auch die Stiftung Warentest nach umfangreichen Tests zu dem Ergebnis: 'Moderne Produktionsverfahren sorgen für eine Qualität der Altpapierprodukte, die der von 'weißer Ware' in nichts nachsteht'. Diese Aussagen werden durch die Praxiserfahrungen großer Unternehmen, die bei einem Papierverbrauch von mehreren Millionen Blatt pro Jahr mehr als 90 Prozent Recyclingpapiere im Bürobereich einsetzen, bestätigt. Und auch von den Geräteherstellern selbst, die wie Xerox, Océ oder Canon Recyclingpapier unter eigenem Namen vertreiben und damit zeigen, dass die Verwendung einwandfrei funktioniert. 


Der hohe Altpapiereinsatz bewirkt, dass Förster auf ihrem Schwachholz sitzen bleiben!

Stimmt nicht! - Heimisches Holz wird aus Kostengründen von anderen Rohstoffen verdrängt. Eine Senkung des Altpapieranteils hätte vermutlich nicht zur Folge, dass mehr Schwachholz verarbeitet würde. Vielmehr würde verstärkt auf preisgünstige Industrieresthölzer und Zellstoffimporte zurückgegriffen.

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Wenn zusätzliches Altpapier für die Papierherstellung genutzt wird, droht der Recyclingkollaps!

Nein! - Experten kommen zu dem Ergebnis, dass auch bei verstärktem Altpapiereinsatz die Qualitätseigenschaften des Rohstoffes nicht beeinträchtigt werden. Gerade bei Büropapieren gibt es noch viele Einsatzmöglichkeiten für Recyclingqualitäten. Der Rohstoff dafür ist vorhanden, denn in Deutschland wird mehr Altpapier gesammelt als verwertet. Erst 60% Altpapier werden bei uns wieder zur Papierherstellung eingesetzt - bis zu 75% wären möglich.
Eine Papierfaser kann bis zu 6 mal recycelt werden, heute schaffen wir im Durchschnitt nur 1,5 mal.

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Recyclingpapier ist nicht alterungsbeständig.

Nein, keinesfalls! - Gute Recyclingpapiere mit dem Qualitätssiegel "Blauer Engel", die im neutralen Bereich geleimt sind, entsprechen nach DIN 6738 der höchsten Lebensdauerklasse und erreichen bei sachgemäßer Lagerung eine voraussichtliche Haltbarkeit von mehreren hundert Jahren.

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Recyclingpapier gefährdet die Gesundheit, weil es Schadstoffe enthält.

Nein! - Recyclingpapiere sind hygienisch einwandfrei. Bei ihrer Herstellung werden sie in der Papiermaschine Temperaturen ausgesetzt, die Keime abtöten und das Papier praktisch sterilisieren. Alle Schadstoffe liegen weit unterhalb der erlaubten Grenzwerte. Laut Empfehlung XXXVI des Bundesgesundheitsamtes sind Recyclingpapiere sogar für die Verpackung von Lebensmitteln geeignet.

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Man bekommt Augenschäden, wenn man zu viel auf graues Papier schaut.

Nein, im Gegenteil! - Anwender bestätigen, daß beim Lesen geringere Helligkeitsgrade bzw. der geringere Kontrast schwarzer Schriftzeichen auf Recyclingpapier für das menschliche Auge angenehmer und weniger ermüdend sind. Das Umweltbundesamt empfiehlt für die meisten Anwendungsbereiche im Büro einen Weißgrad um 60% als vollkommen ausreichend.

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Es gibt Papierstaus, vor allem bei doppelseitigen Kopien, wenn man mit Recyclingpapier kopiert.

Nein! - Schon 1981 schrieb die BAM: "Störungsraten variieren zumeist wesentlich stärker in Abhängigkeit von den verschiedenen Kopiergeräten als zwischen den verwendeten Papierarten". An modernen Geräten laufen hochwertige Recyclingpapiere einwandfrei. Kommt es zu Störungen, sind vielfach Bedienungsfehler die Ursache oder das Gerät muß gewartet werden, wie z.B. ein Gesprächspartner der Commerzbank bestätigt. In den befragten Unternehmen wird viel doppelseitig kopiert, was mit Recyclingpapier keinerlei Probleme bereitet. Allerdings sollte man beim Einlegen der Papiere auf den Pfeil auf der Verpackung achten, der angibt, welche Papierseite oben liegen soll. Auch Hochleistungsgeräte verarbeiten Recyclingpapier laut Erfahrung der Anwender problemlos.

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Es gibt unsaubere, ausgefranste Druckbilder bei Tintenstrahldrucke auf Recyclingpapier.

Längst nicht mehr! - Jene Unternehmen, die mit Tintenstrahldruckern arbeiten, äußern sich durchweg positiv zur Verwendung von Recyclingpapier. Karstadt bestätigt, dass auch Farbdrucke einwandfrei gelingen. Bei der Hamburg Mannheimer kam die EDV-Abteilung nach Tests zu dem Ergebnis, dass das Recyclingpapier mit dem "Blauen Engel" optimal für Tintenstrahldrucker sei, weil die Farbe nicht verläuft.
Spezielle Inkjet-Papiere, wie sie früher empfohlen wurden, sind nicht notwendig. Moderne Recyclingpapier schließen die Eignung für den Tintenstrahldrucker automatisch ein.

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Recyclingpapier läuft nicht auf Laserdruckern.

Nein! - Auch hier belegen die Erfahrungen von Großunternehmen, daß es inzwischen keinerlei Probleme mehr gibt.

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Man braucht mehr Toner, wenn man Recyclingpapier verwendet.

Nein! - Die Papiersorte hat weder auf die Haftung des Toners noch auf die Verbrauchsmenge einen wesentlichen Einfluß. Deutliche Unterschiede sind nach Aussage der BAM vielmehr zwischen den verschiedenen Typen der Kopiergeräte festzustellen. Dies bestätigen nicht nur Großanwender, sondern auch Gerätehersteller.

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Der Geräteverschleiß nimmt zu oder die Geräte verschmutzen, wenn man Recyclingpapier verwendet.

Dieses Vorurteil ist schon lange überholt! - Bei früheren Recyclingpapieren gab es Verschmutzungen durch Staubentwicklung (Abrieb). Seitdem wurde die Qualität jedoch kontinuierlich verbessert. Für die Staubentwicklung ist in erster Linie der Kantenschnitt der Papiere verantwortlich. Sind die Schnittkanten nicht sauber, können sich aus den Papierrändern Fasern lösen, wenn das Papier bei hohen Geschwindigkeiten die Geräte durchläuft. Gute Papierhersteller wissen das und achten auf exakte Schnittkanten. Im Februar 2001 hat die Papiertechnische Stiftung die Staubentwicklung zweier Frischfaserpapiere (Markenprodukte) mit der eines Recyclingpapiers (60er Weiße) verglichen: Das Recyclingpapier schnitt besser ab.
Auch in den Unternehmen ist der Geräteverschleiß durch Einsatz von Sekundärfaserpapier nicht erhöht. Bei der Hamburg Mannheimer haben sich die Probleme sogar verringert, was sie anhand eines "Bordbuches" feststellen. Darin wird jeder Gerätestillstand vermerkt, der beispielsweise beim Auswechseln von Verschleißteilen notwendig wird. Bei keinem der Unternehmen fallen durch Verwendung von Recyclingpapier erhöhte Wartungskosten an.

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Der Gerätetechniker behauptet bei Störungen immer automatisch: "Es liegt am Papier.

Anwender, die aus ihrer Erfahrung mit Recyclingpapier wissen, daß es in der Regel problemlos läuft, bestehen auf eine neutrale Einschätzung seitens der Servicetechniker. Sie berufen sich auf die Zusicherung der Gerätehersteller, daß die Maschinen Recyclingpapier verarbeiten können, verlangen einen kompetenten Servicetechniker oder kündigen an, im Zweifelsfall die Wartungsverträge zu kündigen, bzw. mit einem anderen Gerätehersteller zusammenzuarbeiten. Meistens wird das Problem dann plötzlich rasch gelöst - durch Gerätewartung oder -einstellung, Austausch von Verschleißteilen, Beheben von Bedienungsfehlern etc.

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Das Ergebnis ist optisch weniger gut, wenn man mit Recyclingpapier arbeitet.

Nein! - So die BAM 1981. Nach ihren ausführlichen Prüfungen bestand bezüglich der Lesbarkeit kein Unterschied zwischen Recycling- und Frischfaserpapier. Auch die Unternehmensvertreter beschreiben die Bildqualität der Kopien und Ausdrucke auf Recyclingpapier als durchweg sehr gut. Bei mehrmaligen Tochterkopien baut jede Vorlage ab gegenüber dem Original, das gilt aber ebenso für Primärfaserpapier. Der geringere Kontrast des Recyclingpapiers wird durch entsprechende Belichtungseinstellung berücksichtigt. Neuere Kopierer verfügen über eine automatische Regulierung, die den dunkleren Hintergrund als weiß definiert.

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Broschüren lassen sich nicht so gut auf Recyclingpapier drucken.

Die Forschungsgesellschaft Druck e.V. (FOGRA) schrieb 1998, "dass im direkten Vergleich von Papieren - hergestellt auf neuestem Stand der Technik - kein Einfluß (...) von Altpapier auf die Bedruckbarkeit von Papier zu erkennen ist". Entscheidend ist die richtige Materialkombination, insbesondere die Abstimmung der Druckfarben auf die Papiersorte.

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Recyclingpapier ist teurer als Frischfaserpapier

Nein! - Hochwertige Recyclingpapiere sind in der Regel zwischen 5 und 15% günstiger als vergleichbare Frischfaserqualitäten, sofern man die gleichen Einkaufsmengen zugrunde legt. Wenn allerdings ein Schreibwarenladen eine Palette (100.000 Blatt) Frischfaserpapier bestellt, aber nur einen Karton Recyclingpapier, bekommt er bei der geringen Menge natürlich keinen so guten Preis. Für den Kunden wird das Recyclingpapier dann entsprechend teurer.

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Die Verwendung von Recyclingpapier schadet dem Firmenimage.

Ganz im Gegenteil! - Eine Firma kann sich als besonders innovativ und nachhaltig wirtschaftend darstellen, wenn sie den gezielten Einsatz von Recyclingpapier nach außen vertritt. Viele Kunden reagieren darauf äußerst positiv. Entscheidend ist, daß Designer und Drucker Vorurteile ablegen und sich mit Kreativität das besondere Erscheinungsbild von Recyclingpapier zunutze machen.

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Recyclingpapier hat doch eine schlechtere Umweltbilanz als Frischfaserpapier.

Nein! - Das Umweltbundesamt kommt in seiner umfassenden Ökobilanz aus dem Jahr 2000 zu dem Ergebnis: "Es ist wesentlich umweltverträglicher, grafische Papiere aus Altpapier herzustellen, als dafür frische Fasern aus dem Rohstoff Holz zu benutzen". Energie- und Wasserverbrauch sind deutlich niedriger, die Emissionen sinken, der Wald wird geschont. Ein weiterer Vorteil der inländischen Recyclingpapier-Erzeugung liegt in der verbrauchsnahen Produktion.
Dem Anwender stehen Recyclingpapiere verschiedener Weißgrade zur Verfügung. Die niedrigere 60er Weiße ist aus Umweltsicht vorzuziehen. Bei ihrer Herstellung können große Mengen unterer Altpapiersorten (z.B.Haushaltssammelware) verwertet werden, die den Großteil des Abfallaufkommens ausmachen.

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Beim Einlegen von Recyclingpapier in den Kopierer muß auf Ober- und Unterseite und Laufrichtung geachtet werden. Das ist mir zu kompliziert.

Nein! Dies gilt für alle Papiere egal ob aus Frischfaser oder Altpapier hergestellt! Viele Papiersorten haben zwei verschiedene Oberflächen. Deshalb unbedingt auf die Hinweise auf der Papierverpackung achten. Der Pfeil muß nach oben zeigen.
Hintergrund: Während der Herstellung verliert die Papiermasse an der aufliegenden Unterseite einen Teil der Füllstoffe zusammen mit der herauslaufenden Feuchtigkeit. Sie ist also dort "rauher" und kann später mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Beim Drucken kann das dazu führen, dass sich das Papier wellt, wenn es auf dieser Seite bedruckt wird.

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In Anlehnung an FAQs, die Evelyn Schönheit zusammengetragen hat. Die Autorin hat die Studie „Einsatz von Recyclingpapieren im Bürobereich“ erstellt, die vom NABU NRW herausgegeben wird.
Überarbeitet und ergänzt von Pro REGENWALD.



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Weiterführende Informationen über Einsatz von Recyclingpapier gibt es auf der Website http://www.treffpunkt-recyclingpapier.de der überregionalen Initiative 2000plus, deren bayerischen Aktivitäten Pro REGENWALD koordiniert.